Vom Motorrad zum Dreirad

 

Die gute alte Bundeswehr ist schuld; wie immer. Während meiner Dienstzeit in Speyer wurde ich nämlich zur Strafe abkommandiert zur Bundeswehrkraftfahrzeugschule: Dort sollte ich den Führerschein für ein Krad absolvieren.

 

Dies geschah im April 1968. Das Wetter war relativ gut. Es war trocken, die Sonne schien häufig. Trotzdem froren wir. Es war saukalt. Wir erhielten keine besondere Kleidung. Unser Drillich musste auch hier herhalten. Halt eins war anders. Wir mussten uns Springerhelme besorgen. Der normale „Nachttopf"  (Stahlhelm) wäre uns sonst vom Kopf geflogen. Schließlich fuhren unsere 125er Maico´s ca. 85kmh schnell.

 

Nach der Einweisung und den ersten Runden im Kasernengelände ging es auf die Bundesstraße 9 Richtung Karlsruhe. Ein Fahrlehrer, sechs Lehrlinge. Dort besuchten wir die Kantine der Bundesbahner und stärkten uns. So ging es Tag für Tag. Nicht immer ganz glatt, denn manche Maico´s hatten ein ganz besonderes Interesse daran den Fahrer zu ärgern und streikten mehr oder weniger. Ich hatte bis dato immer Glück.

 

Nach 14 Tagen  mussten wir dann zur Fahrprüfung antreten und ausgerechnet hier,  bei einer zu fahrenden Acht auf der Bundeswehrstraße zum Pionierübungsplatz Land in Dudenhofen, streikte der Vergaser und die Acht gelang nicht. Trotz der blöden Bemerkung des Prüfers erhielt ich den Führerschein.

 

Von nun an war ich Kradmelder in der 1. Kompanie!!!!!!!!!!!!!!!!!!

 

Der erste Einsatz war im Mai 1968 zur Übung „Würzburger Stein". Scheiß Wetter begleitete das Bataillon. Schneetreiben empfing uns als wir gen Würzburg fuhren. Mein bisher weitestgehend treues Motorrad ließ mich im Stich. Mitten auf der Autobahn streikte mein „Bock". Mein Einsatz als Kradmelder endete schon am ersten Tag der Wehrübung. Meine Maico wurde per Kran auf einen 10Tonner geladen und ich durfte beim Schirrmeister im Munga (Jeep-Verschnitt) mitfahren. Der schob vielleicht einen Hals!!!!!!

 

Die Wehrübung verbrachte ich bei der vorderen Führungsstaffel. Wir waren von der Küche abgeschnitten, aber nicht ohne Verpflegung. Weil es so kalt war und keine akzeptable Waschgelegenheit bestand schonte ich drei Tage meine Haut. Gegen das Frieren half das aber auch nicht. Gottseidank ging es meinem Zeltpartner genauso, so dass die Luft in unserem Zweimannzelt quasi neutralisiert war...............

 

Die nächste Wehrübung stand an. Ich war wieder als Kradmelder eingeteilt. Wir fuhren nach Amberg/Bayern zum amerikanischen Truppenübungsplatz „Hohenfels." Das heißt, das erste Stück fuhr ich mit meiner Maico, den Rest: ach Du weißt schon????? Diesmal war der Hals noch dicker. Der des Schirrmeisters natürlich.

 

Meine Karriere als Kradmelder war damit beendet!

 

Nicht nur meine erbärmliche Figur als Kradmelder, sondern  auch andere  militärische Begebenheiten machten aus dem Kompaniechef und mir keine Freunde, das wusste ich bald -der Kp-Chef hieß übrigens „Puff"!!!!!!!!!!-. Jaaaa, da war ja auch noch die Sache mit dem Lkw-Führerschein –oje noch bedeutend mehr, fällt mir gerade wieder ein-, wo ich Puff überlistete. Und seit diesem Zeitpunkt hatte ich es wohl ganz verschissen. Mit diesem schlechten Bild als Soldat war mir klar, dass mir bei meiner Entlassung aus dem Wehrdienst die Bescheinigung für die Anerkennung der Bw-Führerscheine im zivilen Leben ganz bestimmt verweigert würde. Ich ging also zu meinem Hauptmann –u.a. Chef der Bundeswehrfahrschule- und ließ mir unmittelbar nach dem ich auch den LkW-Führerschein hatte, die Bescheinigung ausstellen.  Damit hatte ich auch im zivilen alle Führerscheine.

 

Benzin im Blut...

 

Nach meiner Entlassung aus der Bundeswehr. Juckte es immer wieder mal, das Benzin im Blut. Mit 28 kaufte ich mir eine 125er Honda. Dann kam eine 400er und zum Schluss eine SilberWing, eine 500er. Rund 25 Jahre war ich als Zweiradfahrer unterwegs. Dann musste ich aus gesundheitlichen Gründen noch eins drauflegen. Jetzt bin ich mit meinem Dreirad unterwegs. Ich habe immer noch Benzin... und habe schon an einen Roller –zum leichteren Einstieg- mit Beiwagen –wegen der Stabilität- gedacht. Wird aber nix. Das Anlegen der Schutzkleidung wäre inzwischen jedes Mal eine Ochsentour. Schade....

 

 Das Bild zeigt uns - Heini und Erich mit Familien, und Mathias mit Freundin- bei einem Zwischenstopp auf der Fahrt nach Paris.

 


 Erich Peter Kuhn©

Redaktionell ergänzt im Juli 2014