mein Telearbeitsplatz

 

Der  Kreis schließt sich

 

 

Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich einmal in dem Ort, in dem mein Berufsleben begann, meinen Dienst beenden werde! Ich lasse deshalb die Gedanken schweifen und dokumentiere die eine oder andere Anekdote.

 

Am 4. April (Dienstag nach Ostern)  war mein erster Arbeitstag. Es begann die Ausbildung zum Verwaltungsangestellten mit 70,00 DM Monatssalär und 45 Wochenstunden (auch samstags vormittags) bei der  Gemeindeverwaltung OTTERSTADT. Meine erste Tätigkeit: ich durfte die An- und Abmeldeformulare abstempeln. Zur Berufsschule

musste ich nach Ludwigshafen (Rheinschule). Dort lernte ich auch die Lehrlinge der LVA kennen, u.a Otto Reeb, den derzeitigen Leiter der Beratungsstelle Speyer.

 

Meine Lehrzeit verlief weitgehend harmonisch. Während der Ausbildung war ich auch schon für das Einwohnermeldeamt zuständig. Die Gebühren für die polizeiliche An- oder Abmeldung betrugen 30 Pfennige.

 

Eines Tages meldete sich der neue Pfarrer, nebst Haushälterin, an. Da zwei Anmeldeformulare auszufüllen waren, verlangte ich, wie gelernt, je 30 Pfennige. Der Pfarrer lies später den geforderten Betrag von der Haushälterin begleichen. Der Ortsbürgermeister  war allerdings von meinem strikten kassieren nicht so begeistert. Meines Wissens wurde die Gebühr jedoch nicht zurückgezahlt.

 

Bei meinem Wechsel zur LVA erlebte ich eine böse Überraschung: Da ich noch keine 18 Jahre alt war, durfte ich nur 40 Wochenstunden absolvieren.

 

Die Beratungen bei der LVA wurden früher durch die Sachbearbeitung in den eigenen Büros vorgenommen. Etwa 1976 gab es dabei zwei nennenswerte Ereignisse:

 

Eine Dame, jenseits der 70, aber jünger aussehend, erkundigte sich bei mir nach der Höhe einer evtl. Witwenrentenabfindung. Die Rechnung

war einfach. Damals noch 60 Monate mal den Zahlbetrag waren rund 36.000,00 DM. Sie war ganz aus dem Häuschen, ob dieser Summe. Sie ließ sich, wahrscheinlich durch die enorme Summe, zu der Aussage hinreißen: "Junger Mann, ich könnt ihnen glatt einen Kuss geben!"

So gefährlich lebten schon früher die Berater!!!!!!!!!!

 

Der "Blaue Bock" bei der Landesversicherungsanstalt Rheinland-Pfalz in Speyer! Allerdings nur in Gestalt des früheren Wirtes Otto Höpfner.  Die Beratung dieser Prominenz behielt sich allerdings der Abschnitts-

leiter Manfred  Scherer vor. Schnell hatte sich herumgesprochen wer da eingetrudelt war. Selbst unser Allrounder Hans Gruber lugte vorsichtig ins Dienstzimmer, um Otto Höpfner in Augenschein zu nehmen. Das könnte etwa 1976/77 gewesen sein

 

Jahre später war ich als Reha-Berater u.a. zuständig für den Arbeitsamtsbezirk Trier. Nach getaner Arbeit beim dortigen Arbeitsamt fuhr ich zu unserer Beratungsstelle um mich vorzustellen. Es war kurz nach Dienstschluss. Der damalige Leiter sagte mir auch prompt: "Er könne mich nicht mehr beraten. Es sei keine Sprechzeit mehr!"

 

Ebenfalls in Trier bei der Beratungsstelle wurde ich um fachliche Hilfe gebeten. Ein Mitarbeiter der städtischen Entsorgungsbetriebe interessierte sich für eine Umschulung wie sie bei der LVA möglich war. Ich habe alle Variationen aufgezählt, Ausbildungsgänge beschrieben und die Voraussetzungen erläutert. Es war nichts Passendes dabei. Ich war am Ende mit meinem Latein. Ich war so perplex, dass ich nur noch sagen konnte:

"Also, zum Millionär schulen wir noch nicht um!!!!!"

 

Während meiner Tätigkeit in Mainz rief ganz aufgeregt eine Frau an. Was war passiert? Ihr Vater, schon ein etwas älterer Herr, hatte eine bedeutend jüngere Frau geheiratet. Nach der Trauung war diese mit der Rente/dem Geld sofort nach Frankfurt zum Einkaufen (Shopping) gefahren. "Darf die denn das?" lautete die Frage. "Warum denn nicht", gab ich zur Antwort "sie ist doch die Ehefrau": "Aber die Ehe ist doch noch nicht vollzogen",  hörte ich die Anruferin ächzen. "Meinen sie die kirchliche Trauung",  stellte ich mich naiv. NEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIN im B.......!

 

Sprechtag in Osthofen!

Es kam ein gut genährter älterer Herr in grünem Gewand zu mir. Meine Auskünfte auf seine Fragen wurden von ihm als "falsch" bezeichnet. So ging es zwei mal. Beim dritten mal betonte ich, dass ich als Dienststellenleiter der Beratungsstelle es doch wohl richtig wissen müsste. Fazit: Mein Wissen wurde noch nicht einmal  ein Jota mehr angezweifelt. Mein Gegenüber stellte sich als der zuständige Versichertenälteste der Region vor!!!!!!!!!!

   

Einmal half ich bei der Beratungsstelle Speyer aus. Die nächsten Besucher waren Mutter und Sohn. Sie kamen vom Westerwald extra nach Speyer, um sicher zu gehen bei der Hauptstelle die richtige Antwort zu bekommen, nach der Devise: gehe zum Schmidt und nicht zum Schmidtchen! Ich klärte sie auf, dass ich nur Gastberater bin -also doch nur Schmidtchen-, konnte aber trotzdem  mit der richtigen Antwort dienen.

 

Die Qual der Wahl.

Wir hatten in Mainz eine Versicherte, die mindestens sechs Mal (bei verschiedenen Beratern) wegen der Nachentrichtung freiwilliger Beiträge anlässlich Heiratserstattung nachfragte, insbesondere ob sie es auch machen soll.

 

Ich war dienstlich in Speyer. Wer lief mir über den Weg. Dreimal dürfen Sie raten.

 

Seit einiger Zeit berate ich per Telefon, auch hier gab es einiges zum Schmunzeln, aber auch sehr ernste Angelegenheiten.

 

OTTERSTADT hat mich wieder, ab dem 12. Juli 2007 habe ich nämlich meinen Arbeitsplatz zu hause. Der Kreis hat sich geschlossen.

 


Erich Peter Kuhn©

Redaktionell ergänzt Juli 2014