Salto Mortale

 

 In der Nähe des ursprünglich für meinen Ausstand ausgesuchten Lokales habe ich einen Teil meiner Jugend verbracht. Schwimmen, rudern, angeln, zündeln, stromern und natürlich Rad fahren auf dem Eis, waren je nach Jahreszeit meine Aktivitäten.

 

Die folgende Geschichte passierte aber viel später.

 

Mein Onkel hatte meinen Sohn mit dem Anglervirus infiziert. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er die fundierte theoretische Ausbildung nicht in die Praxis umsetzen. Also musste ich ran.

Bewaffnet mit Angelrute usw. –auch einem Hebgarn- machten wir uns auf den Weg zu Onkel Hermanns Kahn. Da es sehr kalt war, hatte ich mich dick angezogen, einschließlich Parka aus Bundeswehrzeiten.

Wir fuhren mit dem Kahn am Ufer des Otterstadter Altrhein entlang -Richtung „Altrheinklause"– und ich versuchte mit dem Hebgarn Köderfische –damals noch erlaubt-  zu fangen. Die Ausbeute war äußerst mager.

Mit einem besonders kräftigen Ruck wollte ich endlich Erfolg haben. Erfolg hatte ich nicht, denn die Schnur riss. Ich machte einen vollendeten Salto mortale –mit der Hebstange fest in den Händen- aus dem Kahn in das eiskalte Wasser.

Ich fischte noch das Netz vom Grund des Altrheines und zog mich wieder in den Kahn hinein. Wir ruderten eiligst zur Anlegestelle zurück.

Tropfnass ging es dann zum Auto. Dort zog ich die Oberbekleidung aus, wickelte mich in eine Decke und fuhr schnellstens nach Hause. Ich kam mir vor wie ein Fisch, frisch aus dem Wasser gezogen. Das kühle Bad blieb ohne direkte gesundheitliche Folgen.

 

Ich versichere auf Ehr und Gewissen:

 

Dies ist kein Anglerlatein.


 

Erich Peter Kuhn©

Redaktionell ergänzt im Juli 2014